meer

° Erzählung: Amsterdam ° Freitag, 03. Januar 2014

Es nieselt an diesem Tag im November und in den Schaufenstern stehen Frauen. Die Steine des Pflasters leuchten rot im Licht der Lampen. Männer stehen unter ihren Regenschirmen, Tabakqualm steigt hervor, die Huren winken, in ihre warme rote Höhle.
In den äußeren Ringen der Straßen stehen die Frauen, auch die Alten oder die Fetten. Zwei junge Leute schieben einen Mann im Rollstuhl durch die Gassen, es scheint ihr Freund zu sein, oder sie sind vielleicht Sozialarbeiter?
Vor dem Fenster verhandeln sie mit der Blonden dann mit der Schwarzen aus Afrika. Sie schieben ihn weiter und seine Haare sind schon ganz nass, er sitzt gebeugt und schaut dabei auf seine Füße aber sein Blick funkelt durch seine Stirnhaare, die wie eine Wand die Welten trennt.
Die Zwei gestikulieren vor jedem zweiten Fenster, die Finger sind die Preise!
Alle Menschen sind gleich aber nicht vor den Nutten, denn diese taxieren die Preise nach den Männern.
Sie schieben ihn weiter durch die Straßen. So beobachte diese merkwürdige Gruppe, ich steige ihnen nach, als wäre ich ein Detektiv!
Ein Mann spricht mich an. Seine hohlen Augen sind aggressiv: “… Give me Zigaretts!”
Ich wende mich ab. „… Gebe mir Zigaretten, ich gebe dir eine Frau.”
„Du magst keine Frauen? Boys? Animals? Girlies?”
Auf offener Straße versucht mir das Arschloch, Kinder zu verkaufen. Ich kann laufen und so laufe ich!
Einer anderer Typ steht unbeweglich auf einer Obstkiste und streckt seinen Hut in die Luft, so als wäre er gefroren und schon lange eine völlig tote Kunst. So verdient er sein Geld, weiße Hosen, Schuhe, Jackett, Hemd, Hut!
Wir teilen uns die Zeit in kleine Hälften und Glauben es wäre die Zeit. Das Geld im Zylinder ist auch nur Stück Papier.
Er lächelt – setzt den Hut wieder auf, grüßt und streckt seinen Arm wieder vor. Der Passant will glauben, er hätte ihn höflichst gegrüßt, so ist jeder zufrieden!

Es regnet stärker, die Leute wollen von der Straße. In einer schmalen Ecke in der Seitengasse, hinter dem Theater mit den Livesexnummern, da stehen die Frauen mit braunen Augenringen, ihr Glück geht durch die Adern aber dafür brauchen sie Papier.
Sie hat dem Mann im Rollstuhl eine Regenplane über seinen Kopf und sein Gefährt geworfen. Ihr Hintern wird dabei Nass, die Plane bewegt sich und das Wasser sammelt sich dabei in den Falten.

Darunter stöhnt es, als ein Mann auf einem Hollandrad vorbeikommt und neben der Szene parkt, der Frau unter den Rock greift, sie macht sich dabei ganz steif, die Plane ruckelt, der Mann hält Papier in den Händen und zählt in Ruhe das Geld.
Da kippt fast der Rollstuhl, die Frau hält ihre geöffnete Hand über ihren kurzen Rock, direkt in die Tropfen, die stetig zu Bindfäden werden. Der Mann legt ihr etwas hinein und steigt auf sein Fahrrad und verschwand, wie er gekommen war.

Die Frau steht auf und wischt sich mit einem Arm über ihren verschmierten Mund, sie zieht die Plane fort, klemmt sich diese unter ihren Arm und rennt weg.

Ihre langen Haare flattern, als ob es eine Geste wäre, geht fort, geht fort.

Der fragende Blick in meine Richtung währte nur kurz, sie überlegte sicherlich, ob sich ein Versuch lohnt, aber sie hatte, was sie brauchte.

Der Mann im Rollstuhl lächelt und legt den Kopf zurück so das ihn die Regenfäden noch besser treffen können. Er nestelt an seiner Hose, seine Freunde kommen und schieben ihn schweigend tiefer in die Gassen hinein.

Das Wasser rinnt von den Dächern und es ist Zeit für ein Bier – mein Bier!

:: :: :: :::::: :: :: ::

kommentieren

Die Mailadresse wird nicht mit angezeigt.

:: :: :: :::::: :: :: ::