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# Stasiakte 2 - "Maßnahmen" - "Befragung" durch das MfS # Mittwoch, 11. Dezember 2019

Die Stasi – gestern – heute und vorgestern

Da diese Akte unvollständig ist, gehören zur den Maßnahmen, keine Berufssperre, keine Wohnungsdurchsuchung, Beschattungen, einleuchten per Scheinwerfer vom LKW und viele andere lustige Sachen, die alle ein Ziel hatten, dich zum Feind zu machen!

Warum will der Feind der dich angreift dich ab einem gewissen Zeitpunkt zum Feind haben?
Weil er nur Feinde richtig bekämpfen kann oder warum züchtet er den Hass auf sich selbst?

Das man nicht die "Richtigen“ hasst, das man im Hass ausbrennt?
Eigenes Thema!

Eine Befragung ist ein Verhör und ich will Euch hier die verschiedenen Phasen kund tun und wie ihr darauf regiert, das ihr es überstehen könnt, ohne Blödsinn zu reden!

1. Der Schock

Gegenmaßnahme: Schweigen und wenn geht Hilfe heran holen.

Sie stürmen in deine Wohnung, sie verhaften dich am Arbeitsplatz, so war es bei mir!

Reden hilft gar nichts und kostet nur deine Kraft, ich forderte aber mich Duschen zu dürfen und sie reagierten.
Als ich im Auto aus der Firma gefahren wurde, gingen die Sichterheitsventile alle gleichzeitig auf, ich war ja alleine auf Arbeit gewesen, der Neue noch nicht vor Ort.
Da bemerkte ich lakonisch das es nun gleich gewaltig knallen würde, dank der Staatsmacht.
So erfuhr ich, das der Fahrer ein Vollprofi war, ich hätte nicht gedacht, das man so schnell und so weit rückwärts fahren kann.
Ich schob also das Feuer nach hinten und gewann etwas Selbstsicherheit zurück, ich schloß die Kohle klappen, das Hauptventil und pumpte kaltes Wasser in die Kessel ein.

2. Der gute Bulle

Gegenmaßnahme: Schweigen

Schon auf der Fahrt zum Verhörort, sprach mich der gute Bulle an, er bedankte sich, das ich "Volkseigentum“ gerettet hätte und solche Sülze. Die Angst steigt stetig weiter und man muß wissen das die Verhörer das Angstlevel selbst bestimmen wollen, also zu dieser Zeit dich beruhigen wollen um einen persönlichen Kontakt herstellen zu können, den sie später gegen dich gebrauchen werden.

3. Der Verhörraum

Es war eine kleine Villa, mit einer Käfiginnentür, ein Zimmer, vergittertes Fenster, Schreibtisch, Telefon, Aktenmappe, drei Stühle auf der Gegenseite und ein Stuhl für dich.
Das Verhört beginnt mit der Variation des Themas "Wir haben Zeit“, du hingegen hast nur einen Wunsch, "ich will hier raus“, ab jetzt prasseln irgend welche Fragen auf dich ein, man testet dich noch aus, die meisten denken das sie nun einfach weiter schweigen könnten und sie wären dann schnell wieder raus – FEHLER!
Deine Feinde sind deine Feinde, egal wie sie sich darstellen, sie wollen nur dein Schlechtes zu ihren Gunsten sonst gar nichts, das muß nun deine innere Haltung sein, ob es wirklich so ist oder nicht, spielt dabei keinerlei Rolle!
Du schweigst weiter und entspannst dich mit dem Wissen, das du reden wirst wenn du selbst dazu bereit bist, so prallen die "Wir haben Zeit“ Drohungen von dir ab!

Merke: Es sind Vollprofis die auch nur mit Wasser kochen

Meine Verhörzeit betrug im gesamten ca. 13 Stunden bei bis zu drei Verhörern gleichzeitig und drei im Hintergrund , die per Lautsprecher zuhörten, wenn das Telefon klingelte dann gaben sie Tips, danach kam sehr oft ein Richtungswechsel oder sie kündigten an einwechseln zu wollen!
Der Verhörer konnte einen versteckten Knopf drücken und somit das Telefon klingeln lassen, so lange er wollte. Ein Bluff geht meist dieser Aktion voraus oder er wechselte sich selbst aus.

4. Verhörzeit

Ich begann zu reden über Dinge die sie nicht hören wollten, dort konnte ich meine ersten Bluffs anlegen, die später wie die reifen Früchte vom Baume fallen.
Nun bist du in Wut und wirst alles tun, diese Wut zu kontrollieren, von jetzt ab machst du die Verhörer fertig und rechnest von nun ab, mit dir völlig komischen physischen Effekten, die du mangelnder Erfahrung ja nicht kennen kannst.

Deine Verhörer haben diese Erfahrung

Immer im Angriff bleiben und nur dann absichtlich zurückweisen wenn es um nichts geht, was dich oder jemanden anderen betrifft. Sie werden dich im Rededruck halten durch Mehrfachfragen, sie werden eingesetzt um dir irgend einen Fehler nach zu weisen, du kannst nun nicht wieder mit Schweigen reagieren – schweigen ist nun vorbei!

Gegenmaßnahme

Bei jeder Wiederholung fügst neue Details ein. Die alle die gleiche Eigenschaft haben, es ist offensichtlicher harmloser Blödsinn. Nun steigt bei deinen Feinden der Blutdruck, weil du anfängst ihr Spiel zu stören, weil du in diesem Zustand exzellent schnell lernst.

5 Die Spaltung geht auf

Einer will der gute Bulle sein und der andere der böse Bulle, oder zwei gute Bullen dann kommt der böse Bulle hinzu oder der guter Bulle und böser Bulle wechseln stetig die Personen – wie auch immer – ihre Technik ist dich zu spalten, du sollst aber die Energie aufbringen diese Spaltung zusammen zu halten, dies ist ein natürlicher Reflex.
Das Wort BULLE ist wörtlich zu nehmen und nicht geringschätzig sein!

Gegenmaßnahme

Du spaltest schneller als die Polizei erlaubt: Zu dem Guten Bullen bist du frech, doof, unhöflich, du schaust an ihm vorbei (nimm dir einen Punkt unterhalb seines linken Ohres und fixiere diesen Punkt!
Du wirst automatisch stärker und er schwächer.
Zum bösen Bullen bist du scheinheilig freundlich, du lobst ihn, du lächelst falsch, du lädst ihn zum Kaffee ein!

Bei einem späterem Verhör im Westen, jagte man mich an dieser Stelle durch eine Datei, (Nadis oder so ähnlich) man reagierte auf einen "ausgebildeten Verhörten“!

6 Die verbotenen Bluffs der Feinde

Rechtsnorm hin oder her, wenn sie dir Material zeigen oder Zeugenaussagen zitieren oder was auch immer, geht das gerne mit glatten Lügen einher.

Gegenmaßnahme

Der Hinweis das alles auf Tonband geht, brachte zu DR Zeiten nichts, im Westen schon etwas.
Jeden Lügner bringst du zur Wahrheit wenn du ihn frech ins Gesicht lügst.

Beispiel:
"Ich kann die Wahrheit von der Lüge jetzt nicht mehr unterscheiden, ich weis gar nicht ob es wirklich einen Unterschied gibt“!

Nun macht man bereitwillig eine Pause und du kannst Bedingungen stellen die im Rahmen sind, essen trinken oder rauchen.

Wenn deine Feinde gut sind, dann schwafeln sie einfach weiter, mit sich selbst und tun so als währest du nicht da.
Du könntest ihnen sagen, "schmeckt gut das Brötchen oder tolle kostenlose Ausbildung die ich hier haben kann“, ich habe jede menge Zeit.

Zur Not laß dich über Nacht einsperren und singe dann schöne Lieder!

Zu DDR Zeiten kam hier die nackte Gewalt ins Spiel, ein Typ kam ganz alleine herein, den ich noch nicht gesehen hatte, der wollte mich verhauen.

Das hättest aber jede Chance beendet in "Freiheit“ zurück zu kommen – im demolierten Zustand.
Ich war aber sehr wach und er neu in der Situation, er wollte das ich anfange mich mit ihm zu schlagen.
Seiner Tätowierung nach war er Fallschirmjäger gewesen, das nutzte ich aus und meinte:
"Ich glaube nicht das man Fallschirmjäger aus einem Flugzeug wirft, irgendwo über Sibirien und das sie dann ohne zu wissen wo sie sind den Weg zurück finden können – na da klärte er mich eben mal auf – das Telefon klingelte und er war raus!

7 Die gefährlichste Phase, das Stockholm Syndrom

Da beginnst du aus irgendwelchen dir fremden Gründen auf einmal deine Feinde zu lieben, da bekommst du auch gute Angebote. In meinem Fall wollte man mich nicht zum Spitzel machen (davon noch später) sondern mich richtig einstellen, um Nazis zu bekämpfen, mein damaliger über entwickelter Semitismus (liebe zum Judentum) muß sie wohl auf diese Idee gebracht haben. Du merkst wie deine Gefühle kippen und nun bist du in höchster Gefahr.

Gegenmaßnahme

Jetzt werde zu allen Seiten Frech und blase dich auf, es fühlt sich an, wie seine eigene Mutter zu schlagen!

8 Zeit schinden kann nützlich sein

Irgendwann schob man mir einen kleinen Marx Kopf über den Tisch, (in unserer Stadt steht der größte der Welt) – mir wurde mulmig, es ging um angebrachte Plakate des Widerstands (ich wußte wer dies gemacht hatte und ich hatte sie noch beraten zwecks Klebstoff – Wasserglas) – eine Salve von Zeugen die mich gesehen hätten und so fort, doch plötzlich kam der Verhörcheffe herein und sagte: Es geht nicht mehr um Krimskram, er zählte mir nun die Anklagen auf, die mich Lebenslang in Einzelhaft gebracht hätten. Der Schluß Acorde! Es ging auf einmal um Sprengstoff, und wo ich ihn ausprobiert habe!

Gegenmaßnahme

An dieser Stelle gibt es keine, aber ich hatte gewisse Geschichten zuvor in verschiedenen Variationen meinen Bekannten und Freunden erzählt. In Wirklichkeit war es ein altes Rohr gewesen, neben einer Sitzbank im Küchwald, ich wollte aber nie den Marxkopf sprengen, so wie der Panzer Sprenger Josef Kneifel – heute werden diese Helden totgeschwiegen, wie die Pfarrer die sich selbst verbrannten und die vielen, die sich selbst umbrachten – das wäre mein Weg gewesen der Kneifelweg – später dazu mehr!

Ich erzählte also Variationen und eine Variation war, ein gesprengtes Verkehrsschild an der Pioniereisenbahn.
Nun ließ ich sie bohren, ich wußte das ihre Spitzelgeschichte nicht viel taugte, dann gab ich irgendwann zu, zu wissen wer den Marx Kopp abreißen würde.

Ich konnte mich nun ausruhen, sie hatten was sie wollten ein Teilgeständnis und ich meine Rache und Ausruhzeit, das Syndrom war hiermit wieder verschwunden.

Da ich aber wußte wie das Ende kommen würde, hatte ich nun schon zugegeben das es eine Organisation sei.
Später, ich verlange Kaffee und Zigaretten, kein Problem, vielleicht hätten sie mir auch eine Nutte geholt?
Dann gab ich zu das dies eine geheime Organisation sei, die aus Profis bestünde und das sie bewaffnet seien.
Dieses Spiel führte auch von den geklebten Zetteln weiter weg.

Ich habe Zeit, ich habe Zeit, ich habe Zeit und wenn ich keine Zeit mehr habe dann rede ich eben wirr!
Schließlich machte ich ein Ende, als ich hörte wie ein metallisches Geräusch aus der Schreibtischschublade drang.
Antwort: Es gab einmal einen Stalinplatz mit einem Stalindenkmal, das war über Nacht weg, wer kann dies denn gewesen sein, wissen tue ich es nicht!

9 Heimfahrt

Ich wurde entlassen, ich durfte aber nicht selbst gehen. ich wurde gefahren, ich hatte echte Angst das man etwas später mich wieder zurückholt.
Ich saß in meiner dunklen, frisch (zerwühlten) durchsuchten Wohnung, ich zitterte am ganzen Körper, ich würde mich ein Leben lang mit dieser Erfahrung beschäftigen. mein heutiges Wissen hatte ich damals natürlich nicht.
Ich trank als Gegenmaßnahme schnell viel Alkohol.

PS:

Die Zahlen der Leute die die DDR verließen wurden immer höher, ich wußte das die Falle fallen muß, weil es kein Ende gab, so wie die DDR Regierung erhofft hatte. Ich merkte damals schon, das mein damaliger Haß gut (besser ist die Humor gesalbte dosierte Wut) war zu kämpfen, aber über die Zeit mich selbst zum Opfer machen würde, zu dieser Zeit reifte in mir ein Plan, die Bombe zu bauen und zwar eine Richtige.
Wo die Zünder dazu lagen wußte ich. Es wäre die Grenzkontrollstelle Friedrichstraße gewesen und so viele Stasi wie möglich, es trifft immer nur die kleinen Leute!

Zum Schluß:

Ja ich war Feindlich, wie sollte man dies als Staatsfeind auch nicht sein.
Ja ich unterstützte DDR Bürger bei ihren rechtmäßigen Gesuchen.
In der Nachtkneipe "Bergschlößchen“ war ich gerne um umsonst zu trinken, obwohl die Longdrinks damals nicht meine erste Liga waren.
Ich wurde zu einem Berater in Ausreiseangelegenheiten, das Honorar war eben flüssig.
Ja zu Westzeiten waren wir auch aktiv!

Bei der letzten Frage:
Wo gebe ich den Antrag denn ab? Da hatte ich immer eine klare Antwort, "im roten Briefkasten bei der Feuerwehr“, zu DDR Zeiten kamen wichtige Anträge nie weg!

Zu guter letzt will man von Ihnen, das sie das Protokoll abzeichnen, was tun sie jetzt?

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