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Erzählung: Garrys Gier Mittwoch, 18. Dezember 2013

Gary ist der Sohn reicher Eltern, so nannte er sich jedenfalls selbst, wenn man ihn nach seinen Beruf fragte. Im Alter von 18 Jahren wollte er von zu Hause weg und sein Vater fragte ihn, ob er später einmal 20 Millionen von ihm erben möchte oder er sofort 5 bekommen wollte, aus der noch warmen Hand?

Gary nahm die Fünf und unterschrieb dafür seitenlange Papiere denn er wollte Rockmusiker werden, daraus wurde aber nichts, denn sein Talent reichte dafür nicht aus und er machte ein Geschäft nach dem anderen auf und auch wieder zu, nichts schien ihm von der Hand gehen zu wollen, geschäftliche Erfolge hatte er jedenfalls keine.

Das heißt aber nur, das er sein Geld verbrauchen konnte, ohne das es sichtlich weniger wurde.

Jedes Jahr traf sich die Familie zu Weihnachten und Gary wartete schon auf die Standarddemütigung seines Vaters:

„Wie viel hast du mit deiner Rockmusik denn schon verdient? Was hast du sonst so verdient?“

Diese herablassende Frage, nervte ihn dermaßen, dass er jedes Mal ein neues Geschäft anfing mit dem schon erwähnten Ende.
Liebe gab es in diesen Kreisen nicht für umsonst, sondern nur gegen Leistung!

In der Gesellschaft war er indes ein geachteter Mann, man hielt ihn für einen Milliardär, seine Kleidung kam von keinem berühmten Modemacher sondern aus einer kleinen Schneiderwerkstatt und seine Schuhe von einem richtigen Schuhmacher.
Das etwas Spleenige an ihm, war sein Geiz und die gehobenen Leute dachten:

„Der Gary hat Geld ohne Ende, nur keiner wusste woher.“

Eines Tages gründete Gary einen Musikverlag, denn er hatte eine Idee bekommen, er war mit einem ziemlichen „Penner“ auf Sauftour gewesen, dieses leistete er sich immer zweimal pro Jahr, denn nur zwischen wirklichen Armen, fühlt der Reiche sich auch reich.

Der Kerl sprudelte nur so vor Ideen, so viel ihm die Richtige vor die Füße.

Außerdem war der Kerl auch kriminell genug um das große Ding durchzuziehen zu können. Das ganze Projekt brauchte nicht viele Dollars aber den Mut zu einem großen Bluff.

Er lies Rockmusiker im Internet recherchieren, die ein gutes Solo spielen konnten und sie durften keine Erben haben.

Danach brachte er in Umlauf das Er geneigt sei, eine unbegrenzte Summe dafür zu zahlen, das ein echter Musiker, das längst Gitarrensolo der Welt spielen wollte.

Tausende bewarben sich bei seiner Firma und die Presse stieg richtig darauf ein, das kostete Gary keinen einzigen Cent. Die reine Gierfantasie reichte aus, um die Auflagen der sterbenden Zeitungen in die Höhe zu puschen!

Seinen unbegründeten Ruf, ein Milliardär zu sein, machte er nun zu Geld!

Die Leute aus seiner Szene waren hellauf Begeistert, endlich einmal etwas über Gary zu erfahren, was sie schon immer geahnt hatten. Der Vertrag hatte einen klaren Deal:

Wer wollte für 1 Dollar zehn Stunden spielen? Die elfte Stunde würde 10 Dollar kosten danach würde der Betrag mit jeder weiteren Stunde verdoppelt, ohne Pause und ohne Unterbrechung, auf dem höchstem Niveau!

In einen kleinen Kino, weit weg von den großen amerikanischen Städten wurden die letzten der „Auserwählten“ versammelt und ihnen die Vertragsbedingungen genau erklärt. Gary rechnete ihnen die Zahlen vor, die alle Augen in gierige Neonreklamen verwandelten. Er sagte zu dem kleinen Haufen, ich glaube es waren damals nicht mehr als Zwölf:

„Ihr könnt essen wenn ihr spielt und ihr könnt Drogen nehmen wenn ihr spielt, ihr könnt trinken oder saufen, ich könnt euch in die Hose pissen oder scheißen, wenn ihr ficken könnt dann fickt aber eines will ich euch sagen, ihr habt nur diese eine einzige Chance, eure blutigen Finger sollen schmerzen wenn eure wahnsinnigen Fans, demnächst auch heulen werden. Ich besitze alle Rechte an diesem Stück und ihr könnt soviel verdienen wie ihr wollt, wenn ihr es bringt!

Das Los sollte entscheiden, wer die erste Chance haben sollte.

Der Erste verdiente 11 Dollar und gab auf. Der Zweite verdiente reichlich über 160000 Dollar und ging glücklich nach Hause, er sollte aber zeit seines Lebens, nie wieder eine Gitarre anfassen können, er spielte 25 Stunden an einem Stück.

Der Dritte aber spielte 36 Stunden und er spielte sich den eigenen Wahnsinn von der Seele, sie stopften ihn wirklich mit Essen und Drogen voll, bis er zusammenbrach und noch auf der Bühne verstarb.

Es gab eine Polizeiuntersuchung und ein Rowdy erzählte von einem starken Mobilfunksender unter der Bühne, oder andermal von einer Röntgenröhre, indes Beweise gab es dafür keine.

Das „36er Solo“ verkaufte sich weltweit und es stand sieben Monate auf Platz 1 der Musik Hitparade. Das letzte Riff, wie es verklingt, das wurde zu einem Symbol in der Musikgeschichte.

Gary wurde zwar verhaftet aber den „Rowdy“ fand man tot auf, mit einer Kugel in der Brust, selbst seine Verhörprotokolle verschwanden aus den Polizeiakten.

Auch die Tatsache, dass niemand den echten Namen des 36ers kannte und niemand aus seiner Familie auch nur irgendein Cent bekommen hatte, machte Gary zur größten Hassfigur seiner Zeit, in der ganzen Welt.

Auch die Tatsache das der 36er keine Familie mehr besaß änderte daran gar nichts, die Summe hätte schließlich auch wohltätigen Zwecken gespendet werden können!

Das trieb die Verkäufe nur noch höher und es wurden so viele gefälschte Versionen im Internet unter die Hörer gebracht, das man das Echte nur von Gary kaufen konnte.

Gary wollte sich nur noch verstecken und er hatte auch das Problem, seine irrsinnige Berühmtheit wieder los zu werden.

Berühmt zu werden ist recht einfach aber nach dem „Fischzug“ wieder sein Leben, Leben zu können ist fast unmöglich.

In diesem Jahr konnte er nicht einmal zu Weihnachten nach Hause fahren, satt dessen ließ er sich über die Meere skippern aber auch dort gab es Flugzeuge oder Hubschrauber, eben auch nur Mitreisende, die einen kleinen Teil vom Berühmtheitskuchen ab haben wollten.

Gary erinnerte sich aber rechtzeitig an seinen Spleen, mit Leuten aus der „Unterwelt“ auf Sauftour zu gehen und ihnen zu zuhören. Die Unterwelt war natürlich nicht die kriminelle Welt, sondern die Stinknormale, die wir alle kennen.

Wie das Glück den Tüchtigen auch verfolgt, er traf einen witzigen Typen, der sich von Berufswegen, als „Entrühmer“ vorstellte.

Der Witzbold trank auf Garys kosten und wie immer waren die utopisch billigen Preise der Grund dafür, das der alte Geiz von Gary, eine kurze Zeit fast völlig verschwand.

Sein Gegenüber nannte sich „Max von der Moritz“ und er vertrug ein ordentliches Stück Alkohol, für sagenhafte 100 000 Dollar wollte der Max van der Moritz, das Geschäft machen, den Erfolgreichen zu entrühmen, Gary zahlte Bar auf den Tisch.

Gary nahm nun jeden Termin zu einem Interview an und er hatte ein Schild in seiner Tasche stecken, dass er jedes Mal wenn ein Paparazzi kam, vor sein Gesicht hielt, auf seiner Jacke stand der gleiche Name wie auf seinem Schild.

Er flog ziemlich schnell aus allen Talkshows heraus und kritische Fragen wurden ihm gar nicht mehr gestellt, die Polizei nahm noch einmal die Ermittlungen auf und noch einmal schossen die Verkäufe in die Höhe.

Er sagte immer nur das Gleiche in die Kamera, egal wo er war:

„Silvio Gesell, ist mein Name“, danach ging es schnell mit ihm nach unten.

Keine Zeitung schrieb noch über den 36er und die internationale Pressewelt fing an, Gary schnell zu vergessen. Dennoch machte dieser eine Name „Silvio Gesell“ Furore, weil seine Kritiker nun auch noch zu seinen Fans geworden waren, an seiner Person war aber niemand mehr interessiert.

Der Hyp um den 36er verschwand so schnell, wie er gekommen war, einige Nachahmer versuchen sich noch daran, jedoch ohne tödliche Konsequenzen und ohne diese Wahnsinnsgage.

In seinem grauen Anzug, von seinem alten Schneider, saß er zu Weihnachten vor seinem Vater und wartete auf dessen Frage. Dieser lebte in seiner Welt und war auch nur von seiner Welt überzeugt!

Sein Vater fragte ihn:

„Wie viel hast du mit deiner Rockmusik denn schon verdient? Was hast du sonst so verdient?“

Gary antwortete:

„Sonst habe ich nichts verdient, in deinen Augen haben ich nie etwas verdient, aber mit Rockmusik habe ich 20 Milliarden verdient, das mach erst einmal nach Alter! Das war dass letzte gemeinsame Weihnachten und Gary nahm es so hin!

Autor auf XinXii

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