meer

° Erzählung: Der Piratenklangschatzplatz ° Samstag, 14. Dezember 2013

Als ich glaubte die Augen öffnen zu müssen da spürte ich die Härte meiner Matratze. Die lange Anreise war gestern zwar zu Ende gewesen, aber noch immer spukte in meinem Kopf, dass ich nach dem Ortsschild Vallehermoso links abbiegen müsse!

Danach das langsame Gerüttel auf einem löchrigen Feldweg. Die drei Palmen und das Haus, in der Stille.

Ich atme klare Bergluft und ich kann kein Geräusch hören. Das Ziel war ein Ort, den man als ein Versteck bezeichnen könnte.

Ein Platz, der für Piratenschätze, absolut tauglich ist. Eine einfache Hütte in einem tief eingeschnittenem Tal und dennoch schon auf einer Höhe wo sich der Passatwind bemerkbar machen konnte.

Ich dachte mir gerade:

“Bevor ich mir die Mühe mache die Augen zu öffnen, so könnte ich doch die weiche Matratze vom oberen Bett herunterziehen und mich darauf legen.“

Da viel mir aber ein … das da schon jemand lag!

Sie atmet nicht von allein und ihr Dasein war es, auf meine Lippen zu warten.

Das war nicht die Art von Berührung, die dieses leichte Fragezeichnen auf der Stirn trägt: “Darf ich?“ … Nein es war die Art von Berührung, die sagen will, “Ich will!“

Da erwachte das Begehren in mir und die Gewissheit, dass jene die es hören könnten mich auch gewähren ließen! Meine Augen sprangen auf und ich sah ein Bild im Raum schweben.

Ein scharfes strahlendes Rechteck in der schwärze der Dunkelheit! Eine zerrissene Felskante als Horizont und darüber ein Glühen im Himmel wie sanfte rosa Farben.

Je länger ich schaute um so mehr wurde mir gewahr das dies ein offenes Fenster ist, aus dem ich schaute. Die Felswand war kaum zu sehen. Nur schwarze Löcher und kantigen Stellen, aber ansonsten krallten sich Palmen und Kakteen darin fest.

Dicht an dicht wie ein Teppichpelz.

Auf einmal schob sich eine schwebende Zigarre in gräulichen weis dazwischen.
Sie war so groß wie ein Reisebus und berührte wie ein ferner Geist die Spitzen der Bäume. Nach einer Weile blieb diese regungslos stehen, als ob dahinter jemand wäre, der mich beobachten wollte.

Ein neuer halbdurchsichtiger Wolkenfetzen presste sich über den Grad und schien im stärkeren Licht aufzuleuchten. Ein feiner Nieselregen befeuchtete die Blätter und ein Windhauch setze das Bild in einen Film um.

“Der Duft der Erde und der Blumen erschrak mein Herz in Freude und hundert von hohen Tönen riefen dazwischen. Die Vögel schienen aufgewacht zu sein und in mir erwachte die Gier, etwas Verbotenes zu tun. Ich bin ein Städter und da ist dies was ich ersehnte streng verboten!

Ich war meiner harten Matratze dankbar das Ich früh aufwachen durfte und ich spürte unter meinen nackten Füssen die knirschenden Bretter.

Ich strich ihr über den Bauch als auch über den Rücken und mit einem Ruck öffnete ich ihr Inneres.

Ich nahm sie behutsam aus dem Koffer und ich zögerte noch der Schönen, meine warme Luft durch ihre trockenen Lippen zu pressen. Ich wollte, dass mein Gefühl die Klarheit auslösen sollte, auf die ich so hoffte!

Ich sah das schwankende Grün und ich vergaß mich, als ich den ersten Ton aus meinem Saxofon hörte.

Der Berg hatte ihn zurückgeworfen, so als hätte jemand den Abstand zur Hütte genau ausgemessen. Ich spielte nicht allein denn auf der anderen Seite spielte einer der mich verstand.

Der Klang setzte sich in den Tiefen des Barrancos fort, so auch in der Höhe der Wolken, die auf ihren flachen Bäuchen über den Felsgrad schweben wollten, sie gaben dem ganzen, eine fördernde Milde.

Die Akustik entfaltet sich in einem einzigartigen Bild denn selbst die vielen Vogelstimmen schienen sich in den Klang einweben zu lassen.

Einige Male war die Antwort so klar und so verändert, dass ich schon glauben wollte, dass mir ein Anderer einen Streich spielte, wer wäre er wohl gewesen?

Dann kam ein heftiger Wind auf und das Echo verschwand fast gänzlich. Es war so als hätte jemand die Regler im Studio herunter gefahren. Der Morgen brach an, ich legte meine Liebste zurück in ihren Koffer und betrog sie nicht um die weichere Matratze.

Dann viel ich zurück und spürte meine freie Brust und die gribbelten Lippen. Ich nahm einen tiefen Atemzug und schlief wieder ein!

Autor auf XinXii

:: :: :: :::::: :: :: ::

kommentieren

Die Mailadresse wird nicht mit angezeigt.

:: :: :: :::::: :: :: ::
  1. 11.12.2006 08:48 — silvio@sunshinecable.com

    Winfried,
    Du bist ein verrückter Hund. Ein Saxophon ist deine Geliebte? Tut mir leid. Einmal versuchte ich das auch, aber es gibt besseres. Glaube es mir.

    :: :: :: :::::: :: :: ::