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Erzählung: Das Kamasutra vor dem Hakenkreuz Freitag, 20. Dezember 2013

Das Kamasutra vor dem Hakenkreuz

Das Meer stinkt, so wie Jauche eben stinkt, die Luft ist feuchtheiß und schmeckt nach Blei. Ich gehe in mein Zimmer zurück und schlafe bis zur Dunkelheit danach fahre ich mit einem Taxi in die Stadt, Mumbai.

Jede Stadt beurteilt sich durch die Gestaltung seiner Architektur, seine Lebensart und dem Milieu des Bordells als auch seiner Gefängnisse.

Leider ist es doch noch zu hell, das Elend ist all zu offen in den Rauchschwade zu sehen.
So beschließe ich gleich wieder aus dem Moloch zu verschwinden, da fängt mich schon so ein schnippisches Girl und nur mit Mühe werde ich sie wieder los.

Nach Preisen frage ich hier besser nicht, das Kamasutra spukt durch mein Hirn!

Die Mädchen sitzen auf den Treppen. Dahinter ein nach Schimmel riechender Flur. Ein Vorhang, dahinter eine Liege.

Die fette alte Dame ist der Boss, ihre Arme voller Goldringe und ihre Augen schwarz gemalt, ihre Hände, die eher dicke Pranken sind sind Hennarot.

Ich versuche, der Hausschönsten meine Gedanken mitzuteilen. Sie geht statt dessen hinaus und schiebt mir, rotzfrech lächelnd, eine hochschwangere junge Frau hinein.

Sie sitzen vor der Tür und kichern! Welch einen Spaß sie nun haben, sie wollen mich aus der Tür hüpfen sehen, dann werden sie kichern.

Sie steht vor mir mit roten Wangen, die schlecht ihre Pickel verdecken! Sie schämt sich vor mir und wohl noch mehr, vor dem Schmach der Anderen!

Sie ist das Aschenputtel, da es ihr fast unmöglich ist, etwas Geld zu verdienen!

Draußen dröhnt das Gewühl im Stakkato der Autohupen, der Geruch aus Curry und Schweiß, Urin, Benzin und etwas heiligem Rauch.

Da ich nicht weiß was ich machen soll, ziehe ich sie aus. Ihr Widerstand verschwindet, es war einfach nur Furcht gewesen. Es erstaunt sie, dass ein Mann, noch Schönes an ihr findet!

Trotz ihres großen Bauches ist sie leicht über mich zu heben! Bis zu diesem Punkt war es nur Neugierde, gemischt mit einer gewissen Einfallslosigkeit.

Ich streiche beruhigend über die glatte Haut ihres Rückens. So nehme ich uns beiden die Angst, sie lächelt und öffnet von selbst ihre Schenkel.

Ihr prall geformter Hintern drückt ihre Wirbelsäule zu mir durch.

Ihre Brüste über mir haben eine wunderbar starke Form, umhüllt von weicher Farbe.

Zur gleichen Zeit, in der möglichen, langsamsten Langsamkeit ertastet die Sensibilisierte, ihr äußeres Inneres, nur das rote Haupt umschließt sie mit ihren kleinen Lippen.

Die Spannung steigt in dem Maße, als die Angst der Hitze weicht, ihr doppeltes Leben zu verletzen! Ganz fest umschlossen ihre kräftigen Hände meine Schultern, sie sprachen mir Mut zu. Ihre feste kleine Brust, ihr warmer hoher Bauch, drückt auf den meinen, sehr fest!

Schlurfende Schritte auf dem Flur.

Jetzt gewahr ich erst, dass wir beide im Schweiß schwammen.
Ihre Hüfte hebt sich, sie legt es sich gut zurecht, in die ihr richtige Lage, umschließt es längsseits, wie auf einer kleinen festen Schiene rutscht sie vor und zurück.

Ihr Kopf liegt neben dem meinem, so kraule ich ihren schlanken Nacken. Es gefällt ihr, sie hört einfach nicht mehr auf! Zeitvergessen!

Ihre Zunge kostet das Salzige meiner Haut.

Sie atmet eine kurze Geborgenheit in einer fast unmöglichen Situation.
Wir spüren beide eine Liebe, diese Liebe dringt ein.

Bis sie in sich zusammensackt, noch einige lange Minuten höre ich ihren leisen, schweren Atem. Dann beißt sie in meinen Mund, hält zärtlich meine Lippen.

Danach springt sie auf und verschwindet hinter dem Vorhang.
Ich bin verstört über das Geschehen.

Moralisierende Gedanken melden sich!

Doch als ich feststelle, dass es Fremde waren, nicht die Eigenen, wasche ich mich in der Steinschüssel!

Richtig heiter ist mir nun zumute!
Die Anderen auf den Treppen lachten nun unfreundlich und wollten mich auch noch haben.

Obwohl in diesem Land das Lachen eine sehr eigene Art haben kann, störte es mich! Ich war ein Mann und ein Gast und sie Frauen bei ihrer Arbeit!

So normal in dieser Stadt, wie sterbende Menschen auf dem Rinnstein, über die Leute steigen und dabei ihre Aktentasche festhalten.

Ohne Arbeit drohte ihnen der Tod.

Aus meiner Hosentasche hole ich ein dickes Bündel Scheine. Ich zählte einen kleinen Teil in ihre rotfarbene Hand.

Mit meiner Linken umarmte ich das Mädchen und mit meiner Rechten schob ich den größeren Rest, zwischen den Stoff, in die Mitte ihrer Brüste!

Wenn sie mutig genug war, konnte sie sich etwas davon kaufen. Vielleicht ist es gerade soviel gewesen, um fliehen zu können, aus dem Molochs Bauch, der unwürdig verdaut!

Das Andere wird die dicke Puffmutter ihr sofort aus den Händen reißen, sie wird krächtsen, das es zu wenig sei.

Einige Hundert Meter entfernt sehe ich dem Treiben weiter zu, ich halte eine große Flasche Bier in meiner Hand, darauf steht: „German Bier“ und in der Mitte prangt ein riesiges Hakenkreuz.

Ich habe Millionen von denen gesehen aber nun ist es die schiere Komik. Es ist das Symbol des Glücks und das Gefühl lässt immer noch nicht nach. Wie kann ich hier verliebt sein? Wo will sie schon hin wollen?

Wo will ich hin? Hier sind Männer mit Bierbäuchen, die schönsten Männer der Welt auch wenn die Frauen Zuhause über sie lachen, sie lachen oft und viel wenn der Tag lang ist, hier ist er dafür zu kurz. Irgendwann lasse ich das wässrige Hakenkreuzbier hinter mir, ein Satz fällt aus dem Lärm, in mein Ohr:

„Wenn alle Männer nur das Eine wollen dann sind alle Frauen Huren!„

Autor auf XinXii

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